Das Verrechnungspreis-ABC ( S – U )

In unserem Verrechnungspreis-ABC stellen wir für jeden Buchstaben verschiedene Verrechnungspreisthemen vor.

In diesem Beitrag die Buchstaben S bis U

S, wie Shared Service Center

Im Rahmen unserer Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von Unternehmen verschiedener Größen und Branchen stellen wir regelmäßig fest, dass zunehmend auch kleine und mittlere Unternehmen bereits über Shared Service Center im europäischen Umland verfügen.

Shared Service Center (‚SSC‘) bezeichnen dabei regelmäßig selbständige Einheiten einer multinationalen Unternehmensgruppe, die sich auf die konzernweite Erbringung von Leistungen für andere Gruppengesellschaften spezialisieren und diese als ihr Kerngeschäft wahrnehmen.

Regelmäßig handelt es sich dabei um Routineaufgaben wie bspw. Buchhaltung oder IT-Support. Es ist jedoch auch die Zentralisierung von Funktionen mit höherer Wertschöpfung wie bspw. (Auftrags-) Forschung und Entwicklung denkbar.

SSC haben eine Reihe von Vorteilen: Zum einen kann die Zentralisierung von Aufgaben zu Skaleneffekten führen und eine Kostenreduktion zur Folge haben. So kann die Implementierung von SSC in Ländern mit geringeren Lohnstrukturen beispielsweise materielle Einsparungen bewirken oder aber das Sourcing-Problem kann durch Fachkräfte im Ausland besser behandelt werden.

Shared Service Center sollten dabei nicht lediglich, als Einheiten verstanden werden, die ausschließlich einfache Routinefunktionen mit geringer Wertschöpfung ausführen können. Oftmals stellen sie auch sog. Centers of Excellence dar, in denen Know-How gebündelt und zur konzernweiten Erbringung höherwertiger Dienstleistungen verwendet wird.

Die Einführung von SSC ist jedoch nicht gänzlich risikofrei. Zu möglichen Risiken zählen beispielsweise grundsätzliche betriebswirtschaftliche Gefahren wie eine unzureichende Kontrolle oder Qualitätssicherungsfragen.

Um die Vorteile von SSC auch durch adverse steuerliche Effekte nicht zu gefährden, ist in solchen Konstellationen auch immer der Fremdvergleichsgrundsatz, also die fremdübliche Ausgestaltung der Verrechnungspreise, zu beachten.

Die Erbringung konzerninterner Dienstleistungen (bspw. durch SSC) wird im Rahmen von Betriebsprüfungen regelmäßig zum Streitgegenstand, sodass ihre korrekte Verrechnung von hoher Relevanz für Steuerpflichtige ist.

 

T, wie Transaktionale Nettomargenmethode

Die TNMM ist eine gewinnbezogene VP-Methode, die die Nettogewinnmarge untersucht, die ein Steuerpflichtiger mit einer (oder mehreren gleichartigen) konzerninternen Transaktion(en) im Vergleich zu einer geeigneten Bezugsgröße (z.B. Umsatz oder Kosten) erzielt. Dabei werden die Nettogewinne aus konzerninternen Transaktionen mit den Nettogewinnen verglichen, die unabhängige Marktteilnehmer bei vergleichbaren Transaktionen erzielen würden. Hierzu wird die Nettomarge anhand einer geeigneten Rentabilitätszahl (Profit Level Indicator) gemessen und mit „fremdüblichen“ Nettomargen unverbundener Marktteilnehmer verglichen.

Die TNMM, deren Hauptanwendungsbereich Transaktionen mit mind. einer weniger komplexen Transaktionspartei (bspw. ein sogenanntes Routineunternehmen) sind, bietet den Vorteil, dass eine geringere Produktvergleichbarkeit als bei den sog. Standardmethoden erforderlich ist.

Bei der TNMM handelt es sich um eine einseitige VP-Methode, bei der lediglich eine der beiden Transaktionsparteien betrachtet wird (die Transaktionspartei mit dem weniger komplexen Funktions- und Risikoprofil). Somit sollen verlässlichere Vergleichswerte identifiziert bzw. die Notwendigkeit etwaiger Anpassungsrechnungen reduziert werden.

Doch auch bei der Anwendung der TNMM sind besondere Aspekte zu beachten:

  • Die Anwendung der TNMM ist bspw. bei Transaktionen mit unter Einbezug immaterieller Werte regelmäßig nicht zulässig.
  • Trotz (und auch wegen) einer geringeren Anforderung an die Produktvergleichbarkeit wächst die Bedeutung der funktionalen Vergleichbarkeit. Entsprechend geht es auch hier nicht ohne eine fundierte Funktions- und Risikoanalyse.

 

U, wie UN Manual

Das United Nations Practical Manual on Transfer Pricing for Developing Countries (‘UN Manual’) bezeichnet einen Ansatz der UnitedNations (UN), der Entwicklungsländer und ihre Finanzverwaltungen bei der fremdvergleichskonformen Prüfung konzerninterner Transaktionen multinationaler Unternehmensgruppen unterstützen soll.

Was hat die UN mit steuerlichen Verrechnungspreisen zu tun?

Die UN ist eine internationale Organisation, der nunmehr 193 Staaten angehören. Sie setzt sich nicht nur für hinreichend bekannte Themen wie Weltfrieden, Völkerrecht und Grundrechte ein, sondern fördert außerdem die internationale Zusammenarbeit in wirtschaftlichen Belangen. Ähnlich wie die OECD wirkt die UN darauf hin, eine konsistente Praxis zur Besteuerung zu etablieren, Doppelbesteuerung zu vermeiden und Dispute zwischen den Finanzverwaltungen verschiedener Staaten beizulegen.

In diesem Kontext sind Verrechnungspreise regelmäßig eine Herausforderung für Entwicklungsländer, da ihren Finanzverwaltungen teilweise das fachliche sowie administrative Know-How und die Ressourcen zur Anwendung und Durchsetzung des Fremdvergleichsgrundsatzes im Einklang mit internationalen Standards fehlen.

Hierzu schlägt die UN verschiedene Ansätze (wie das UN Manual) vor, die insbesondere Entwicklungsländer bei der Auseinandersetzung mit verrechnungspreisrelevanten Sachverhalten unterstützen sollen.

Gleichzeitig stellen sie aber auch eine für deutsche Steuerpflichtige mit Bezug zu Entwicklungsländern interessante Quelle dar.

Was sind die wesentlichen Inhalte des UN Manuals?

In der im April 2021 veröffentlichten (dritten) Auflage des UN Manuals, werden unter anderem die bestehenden Ansätze der Betrachtung verrechnungspreisrelevanter Sachverhalte durch Konkretisierungen vereinfacht dargestellt.

Das UN Manual betrachtet dabei insbesondere Transaktionen, die für Entwicklungsländer relevant sind und legt einen besonderen Wert auf die Vergleichbarkeit von Verrechnungspreisen, die verschiedenen Methoden sowie Funktionen und Risiken.

Insbesondere für deutsche Unternehmen, die auch in Entwicklungsländern aktiv sind, ist das UN Manual somit eine Lektüre wert.

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